Museum im alten Zeughaus
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Tiefkühlgemeinschaft Frutten-Gießelsdorf

So schön wie das Dorf Frutten-Gießelsdorf ist auch das Haus der Tiefkühlgemeinschaft vor Ort. Es ist eines der wenigen Beispiele kommunaler Infrastruktur, das noch in Betrieb ist. Renate Lamprecht, Gitti Gödel und das Ehepaar Hildegard und Franz Seidl haben mir ausführlich von der Geschichte der Einrichtung und ein bisschen mehr erzählt. Brigitte Pachler, örtliche Gastgeberin des bezaubernden „Blütenstöckls“, organisierte dankenswerter Weise unser Treffen im Vorfeld.

Treffen vor der Gemeinschaftskühlanlage, April 2022. Foto MiaZ
Treffen vor der Gemeinschaftskühlanlage, April 2022. Foto MiaZ

Betritt man das Gebäude, so hat man den Eindruck, als wäre es gerade erst jetzt für eine Eröffnungsfeier herausgeputzt worden. Alles ist picobéllo, und im ersten Raum neben der Tür zum Vorkühlraum hängt auch gleich der Reinigungsplan für die Mitglieder, jeder hat seinen Anteil zu leisten. Der Tiefkühlraum ist mit einigen großen und mehreren kleinen Fächern ausgestattet. Die großen Einheiten haben ein Fassungsvermögen von 150 Litern, die kleinen 80 Liter. Als die Kühlschränke und Tiefkühltruhen in den einzelnen Haushalten Einzug hielten, ging die Anzahl der Mitglieder immer mehr zurück, das hatte zur Folge, dass der Tiefkühlraum verkleinert wurde. Auch wenn viele ihre Mitgliedschaft in den vergangenen Jahren auflösten, gibt es nach wie vor große Fans der Kühlanlage. Frau Renate Lamprecht ist einer und schildert sämtliche Vorteile einer Gemeinschaftskühlanlage. Sie schwört auf die perfekte Sicherheit im Kühlhaus: „Es ist so wichtig, dass das Fleisch richtig gut durchgefroren ist und auch so bleibt. Schön ist auch, dass es so viel Platz zum Aufarbeiten des Fleisches gibt. Früher haben ja alle Bauern abgestochen, und hier konnte man alles gut verarbeiten.“ 

Renate Lamprecht inspiziert den Reinigungsplan, April 2022. Foto MiaZ
Renate Lamprecht inspiziert den Reinigungsplan, April 2022. Foto MiaZ
Renate Lamprecht und Gitti Gödel vor den Kühlfächern, April 2022. Foto MiaZ
Renate Lamprecht und Gitti Gödel vor den Kühlfächern, April 2022. Foto MiaZ
Eingang zum Arbeitsraum, April 2022. Foto MiaZ
Eingang zum Arbeitsraum, April 2022. Foto MiaZ
Waschbecken im Arbeitsraum, April 2022. Foto MiaZ
Waschbecken im Arbeitsraum, April 2022. Foto MiaZ


Interessant ist vor allem auch, dass die Kühlanlage direkt an das alte Feuerwehrgebäude angebaut wurde. Der hölzerne Feuerwehrturm ist schon lange abgetragen. 

Das Holzkreuz vor dem Gebäude erinnert an den Bruder von Franz Seidl, der als zehnjähriges Kind an der Fraisen zu Ende des Zweiten Weltkriegs verstarb. Diese Bezeichnung ist ein Sammelbegriff für Kinderkrankheiten mit krampfartigen Anfällen. Sein Leichnam konnte aufgrund der Kriegsereignisse nicht am St. Annarer Friedhof begraben werden, so fand er etwa 10 Jahre vor Inbetriebnahme der Gemeinschaftskühlanlage unweit vom Gebäude seine letzte Ruhestätte. Übrigens stellte der Vater der Brüder Seidl, Alois Seidl, das Grundstück für den Bau der Tiefkühlanlage zur Verfügung. Erster Obmann der Tiefkühlgemeinschaft war Franz List sen., gefolgt von Franz Schuster und Johann Lamprecht. 

Renate Lamprecht, Gitti Gödel, Brigitte Pachler, Hildegard und Franz Seidl vor der Gemeinschaftskühlanlage in Frutten-Gießelsdorf, April 2022. Foto MiaZ
Renate Lamprecht, Gitti Gödel, Brigitte Pachler, Hildegard und Franz Seidl vor der Gemeinschaftskühlanlage in Frutten-Gießelsdorf, April 2022. Foto MiaZ
Holzkreuz vor der Gemeinschaftskühlanlage in Frutten-Gießelsdorf, April 2022. Foto MiaZ
Holzkreuz vor der Gemeinschaftskühlanlage in Frutten-Gießelsdorf, April 2022. Foto MiaZ
Stillleben mit Gießkanne und Stuhl im Gemeinschaftskühlhaus, April 2022. Foto MiaZ
Stillleben mit Gießkanne und Stuhl im Gemeinschaftskühlhaus, April 2022. Foto MiaZ
Tür zum Technikraum, April 2022. Foto MiaZ
Tür zum Technikraum, April 2022. Foto MiaZ
Hinter dem Gemeinschaftskühlhaus residiert ein stolzer Hahn mit seinen Hennen, April 2022. Foto MiaZ
Hinter dem Gemeinschaftskühlhaus residiert ein stolzer Hahn mit seinen Hennen, April 2022. Foto MiaZ


Text: Beatrix Vreča