Museum im alten Zeughaus
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Milchsammelstellen. Hotspots am frühen Morgen

Fotos: Milchsammelstelle der Grenzlandmolkerei Mureck in Siebing (heute Marktgemeinde St. Veit in der Südsteiermark), Fotograf: Michael Leitgeb, 11.8.2020

Fast die Hälfte aller steirischen Landwirtschaften bewirtschafteten nach 1945 weniger als 5 ha Nutzfläche, so waren auch die von den bäuerlichen Klein- und Mittelbetrieben unserer Region produzierten Milchmengen in den folgenden Jahrzehnten noch viel zu gering, um eine Direktabholung der Milch von jedem Hof durch einen Milchtransporter zu gewährleisten. Daher wurden in vielen Dörfern Übernahmestellen der Molkerei- und Milchgenossenschaften eingerichtet. Anfangs hat man mancherorts die Milch bei einem größeren Bauern im Dorf „zusammengetragen“ und entrahmt. Die Milch wurde dann von der Molkerei abgeholt. Später wurden in den meisten Ortschaften einfache Häuschen – oft auch nur hölzerne überdachte Rampen – mit straßenseitiger Plattform errichtet. Diese ermöglichten es, die Milchkannen witterungsgeschützt abzustellen bzw. die Milch für den Weitertransport umzufüllen. Das „Milch tragen“ – wie es bis in die frühen 1990er hier praktiziert wurde – war für viele auch eine willkommene Gelegenheit zum allmorgendlichen Austausch von lokalen und überregionalen Neuigkeiten.

Heute finden wir nur mehr vereinzelt ehemalige Milchsammelstellen als bauliche Zeugnisse für die in unserer Gegend kaum mehr betriebene Milchviehwirtschaft.

1966 lieferten noch 18 steirische Molkereigenossenschaften mit über 59.000 Mitgliedern den Großteil der Milchprodukte in unserem Bundesland. Die Molkereigenossenschaften sollten, wie auch andere landwirtschaftlichen Genossenschaften, das drohende „Bauernsterben“ verhindern: Alle Landwirte, unabhängig von ihrer Wohnlage und ihrer Verkehrsanbindung, sollten gleiche Produktionsbedingungen vorfinden.

Die Molkereigenossenschaft „Steirisches Grenzland“ mit Sitz in Mureck wurde am 15. Jänner 1928 im Gasthaus Oberer bei großer Beteiligung von Bauern und Interessenten aus der Region gegründet. Noch im selben Jahr konnte mit dem Bau des Molkereigebäudes in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof begonnen werden.

Lag in den ersten Jahrzehnten der Schwerpunkt noch auf der Buttererzeugung, so verlagerte sich die Produktion in den 1960er- und 1970er-Jahren verstärkt auf die Käserei. Anfang der 1990er-Jahre feierte die Käserei Mureck unter Produktionsleiter und Qualitätsbeauftragten Josef Bund bei internationalen Prämierungen große Erfolge, vor allem der „St. Patron“ wurde zum Aushängeschild für die gesamte Produktpalette. 1991 wurde die Molkereigenossenschaft Leibnitz/Mureck mit der Molkereigenossenschaft Stainz fusioniert. In Mureck konnte der Käsereibetrieb noch bis 1999 aufrechterhalten werden.

Text: Walter Feldbacher

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