Museum im alten Zeughaus
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„Kultur aufs Land bringen“ – Mehrzweckhallen und Kulturhäuser

„Begegnungshalle“ Gosdorf: eine Mehrzweckhalle 2.0 mit „Festplatz im Grünen“, an Stelle eines 1980 eröffneten Veranstaltungszentrums errichtet, Foto: Walter Feldbacher, Februar 2022
Mehrzweckhaus Hainsdorf – Brunnsee, Foto: Walter Feldbacher 2022/02
Mehrzweckhalle in Ratschendorf, auch „Teichalle“ genannt, erbaut 1977-80. Bei dieser Halle wurde auch ein Bauhof für die gemeindeeigen Geräte und Maschinen sowie darüber Wohnungen errichtet. Quelle: H. Kranzelbinder/G. Prutsch/F.J. Schober, in: Ratschendorf- Vom Werden eines Dorfes, Foto: Walter Feldbacher, Februar 2022
„DASS ALLE EINS SEIEN“: Kulturhaus in Oberrakitsch, erbaut 1979, Foto: Walter Feldbacher, Februar 2022

Gleich vorweg: Eine rege Kultur- und Vereinstätigkeit zeigt sich in den Dörfern unserer Region bereits weit bevor Mehrzweckhallen und Kulturhäuser ab etwa Mitte der 1970er Jahre ins Ortsbild treten. Das bezeugen zahlreiche Meldungen in lokalen historischen Blättern, besonders in den 1920/30er Jahren und auch früher, deutlich.

Mit großem Aufwand und Liebe zum dekorativen Detail wurden von örtlichen Sängerrunden Liedertafeln  und Straßensingen, Theateraufführungen und sog. „Kränzchen und bunte Abende“ veranstaltet. Als Veranstaltungsorte dienten vor allem die lokalen Wirtshäuser, hier wurden sämtliche Vereinssitzungen, aber auch Bälle und Festveranstaltungen abgehalten.
In der warmen Jahreszeit waren Garten- und Waldfeste z.B. der Freiwilligen Feuerwehren oder Musikkapellen sehr beliebt. Ein eigenes Sängerheim leisteten sich bereits Mitte der 1930er die Sangesfreunde aus Siebing im Saßtal.

Dem Kultur- und Vereinsleben in ländlichen Gegenden Raum zu geben, ist ab den 1970er Jahren auch verstärkt politischer Wille: Neue Vereinslokale und Veranstaltungszentren sollen einerseits das Gemeinschaftsgefühl in der Bevölkerung stärken und ihr kulturelles Engagement wertschätzen, anderseits aber auch die räumliche Möglichkeit schaffen,  auch das Wirken von überregional bedeutenden Kulturschaffenden in Form von Vorträgen, Konzerten oder Lesungen vor Ort im unmittelbaren Lebensumfeld konsumieren zu können.

Raumgreifend und meist ebenerdig wurden diese Zweckbauten fast immer mit immenser Beteiligung und Eigenleistung der örtlichen Bevölkerung bzw. Vereine erbaut. Das Kulturhaus wurde dann feierlich mit einer Festmesse und einem Frühschoppen seiner Bestimmung übergeben, zweifellos immer auch ein Prestigeprojekt der jeweiligen Bürgermeister und Gemeindevertreter.

Ein neues Zentrum außerhalb des Zentrums: Um für größere Veranstaltungen, insbesondere auch für zahlreiche Besucher von auswärts, gerüstet zu sein, verfügen diese meist außerhalb der historischen Ortskerne gelegenen „Festhallen“ in der Regel über genügend Parkplätze. Mit Schank-, Küchen- und Sanitäranlagen vorschriftsgemäß ausgestattet, wurden Vereinsveranstaltungen so auch unabhängig vom Willen und den Raum -und Bewirtungskapazitäten der örtlichen Gasthäuser. Mancherorts hat diese Entwicklung gar schon zu Missstimmungen geführt.

Für die tatsächliche Auslastung dieser „Kulturräume“ sind aber nach wie vor nicht nur die räumlichen und baulichen Voraussetzungen entscheidend, sondern in erster Linie der ehrenamtliche Einsatz der Vereine und ihrer Protagonist/innen. Beispielhaft werden hier die Freiwilligen Feuerwehren, die Ortsverbände des Österreichischen Kameradschaftsbundes, die Sport-, Kultur- und Musikvereine, Motorsportvereine, die Jägerschaft oder Ortsverschönerungsvereine erwähnt.

Text: Walter Feldbacher

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