Museum im alten Zeughaus
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Die Gemeinschaftswaschanlage in Jörgen

Gemeinschaftswaschanlage Jörgen, Juni 2020. Foto Walter Feldbacher
Monika Pfeiler begleitete als Kind manchmal ihre Mutter zum Wäschewaschen, Februar 2022. Foto MiaZ
Die Gemeinschaftswaschanlage wird 1981 zum Kulturhaus umgebaut. Foto Privat
Die ehemalige Gemeinschaftswaschanlage war 1983 bereit als Jörgener Kulturhaus Treffpunkt. Foto Privat

Gemeinschaftswaschanlagen findet man in unserer Gegend sehr selten. Umso erfreulicher ist es, dass es in Jörgen ein wunderschönes Exemplar gibt. Interessant ist vor allem, dass das Häuschen während des 2. Weltkriegs als sogenanntes Behelfsheim errichtet wurde. Solche Unterkünfte standen in vielen Orten geflüchteten Menschen und jenen, deren Haus oder Wohnung zerstört wurde, zur Verfügung. 

In den 1950er Jahren wurde das Gebäude zur Gemeinschaftswaschanlage umgebaut. Im ersten Raum befanden sich die Waschmaschine und eine Wäscheschleuder. Im zweiten konnte der Holzofen geheizt werden, um die Wäsche bei Schlechtwetter oder im Winter trocknen zu können. Sonst wurde die Wäsche auf einer Leine, die zwischen zwei Bäumen auf der Wiese vor dem Waschhaus befestigt wurde, getrocknet. Das Haus war auch mit einem Bügeleisen ausgestattet. 

Frau Elfriede Edelsbrunner war die letzte Jörgenerin, die das Gemeinschaftswaschhaus benutzte. Sie kann sich gut an ihre Waschtage erinnern: „ Alle 14 Tage bis drei Wochen wurde die Wäsche gewaschen. Es gab immer eine Person unter den Frauen, die sich um die Einteilung kümmerte. Schon am Vorabend bin ich in das Waschhaus gegangen und habe die weiße Wäsche über Nacht eingeweicht. In der Früh habe ich sie dann gewaschen und danach die Lauge für das Werktagsgewand aufgefangen, das als nächstes gewaschen wurde. Bis es trocken war und ich es gebügelt habe war ein Tag vergangen. Dann bin ich mit der fertigen Wäsche nach Hause gegangen. Ich kann mich noch erinnern, dass auch Frauen aus Laasen gekommen sind, die hier ihre Wäsche gewaschen haben, die haben mit dem Leiterwagerl ihre Sachen transportiert.“

Es ist beeindruckend, wie bedacht mit Ressourcen damals umgegangen wurde. 

Mitte der 1970er Jahre war es auch bei Familie Edelsbrunner soweit: eine Waschmaschine wurde angeschafft, das Wäschewaschen in der Gemeinschaftswaschanlage war Geschichte. 

Anfang der 1980er Jahre wurde das Haus zu einem sozialen Treffpunkt. Es wurde von der Dorfbevölkerung für Feiern und Treffen benutzt. Vor allem die Eisschützen und Fußballer trafen sich nach ihren sportlichen Aktivitäten auf eine Jause. Das Waschhaus wurde 1982 zum „Jörgener Kulturhaus“ umgebaut. Die Wand zwischen den beiden Räumen wurde abgebrochen, so entstand ein großzügiger Treffpunkt für die Dorfbevölkerung. 

Heute wird das Haus eher selten genutzt, allerdings ist aufgrund des guten Zustandes des Gebäudes sichtbar, dass der Jörgener Dorfbevölkerung ihr altes Gemeinschaftswaschhaus am Herzen liegt. 

 

Text: Beatrix Vreca

Quelle: Mündliche Mitteilung von Frau Elfriede Edelsbrunner

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